Soziokratie
- geeignet zur Moderation von Sitzungen
- als kooperatives Organisationsmodell für Gruppen, Organisationen und Unternehmen
Inhaltsverzeichnis
Definition
Soziokratie (lat. socius = Gefährte, griech. kratein = regieren) ist ein Modell der Steuerung und Entscheidungsfindung in Prozessen und Organisationen, das von der Gleichwertigkeit aller Beteiligten ausgeht.
Die Soziokratie wurde in den Niederlanden von Gerard Endenberg auf der Grundlage der Ideen des Sozialreformers Kees Boeke entwickelt.
Grundprinzipien
Wichtigste Prinzipien sind, dass nur dann eine Entscheidung getroffen wird, wenn keine/r der Anwesenden einen schwerwiegend begründeten Einwand hat (= Konsensprinzip oder Kein-Einwand-Prinzip) und dass alle in einem Kreis zur Entscheidung beitragen.
Die vier Grundprinzipien:
1. Das Konsentprinzip
Eine Entscheidung gilt dann, wenn kein Teilnehmer einen schwerwiegenden und argumentierten Einwand gegen einen zu fassenden Beschluss hat (ist kein Vetorecht, sondern das Aushandeln auf der Basis von nachvollziehbaren Argumenten).
Achtung: Konsent ist nicht Konsens!
Konsent heißt nicht „Ja, ich stimme zu!“, sondern „Ich habe keinen schwerwiegenden Einwand dagegen“. Ein solcher Beschluss wird in dem Kreis gemeinsam und kreativ auf der Basis von Argumenten gefunden und liegt dann innerhalb des Toleranzbereiches jeder Mitwirkenden im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel.
2. Die Organisation in Kreisen
Ein Kreis ist eine Gruppe von Menschen, die regelmäßig zusammenkommen und ein gemeinsames Ziel erreichen wollen. In diesem Kreis werden alle Grundsatzentscheidungen getroffen, ausgeführt und ihre Zielerreichung gemessen.
3. Doppelte Koppelung der Kreise
Ist gleich: das "soziokratische Organisationsmodell".
Die Verbindung zwischen zwei Kreisen besteht aus einer doppelten Verknüpfung. Einmal wird von oben eine LeiterIn bestimmt, dann von unten ein/e DelegierteR gewählt. Das bedeutet, dass wenigstens zwei Personen eines Kreises an der Beschlussfassung im nächst höheren Kreis beteiligt sind.
4. Die soziokratische Wahl von Personen
FunktionsträgerInnen und Delegierte werden nach offener Besprechung und mit Konsent (siehe erstes Prinzip) gewählt.
Ablauf
Soziokratische Moderation der Kreissitzung.
Die zentralen Elemente sind:
- Die Beteiligten reden nacheinander im Kreis und nicht in offener Diskussion (Vorteil: JedeR wird gehört und kann in der nächsten Runde dazukommende Gedanken ergänzen).
- Klare Struktur durch Unterteilung in Runden:
- Bildformende Runden: Sammlung aller relevanten Informationen zu einem Thema
- Meinungsformende Runden (jeder äußert seine Meinung zum Thema und es werden mögliche Lösungsvorschläge gesammelt)
- Konsentrunden (Beschlussfassung bzw. Suche nach einem Beschluss ohne schwerwiegenden Einwand)
Der/die ModeratorIn arbeitet sehr stark lösungsorientiert. Er/sie kann auch Gruppenmitglied sein.
Prinzipien der soziodemokratischen Moderation
- Alle Beteiligten haben die gleichen Möglichkeiten der Mitsprache und jedes Argument zählt (Gleichwertigkeit der Beteiligten – Primat des Arguments)
- Einwände werden als noch nicht gehörte Argumente vom Moderator umgewandelt und konstruktiv verwendet.
- ModeratorIn und Kreismitglieder sind gemeinsam verantwortlich für das Gelingen der Entscheidungsfindung.
Zu beachten ist Organisation und Soziokratie müssen zusammenpassen: die Methode fördert ein kooperatives Miteinander, Eigenmotivation, Selbstverantwortung und verändert langfristig die Organisationskultur: Das Argument zählt und nicht die Position der Beteiligten; Herrschaftshierarchien werden zu funktionalen Hierarchien verändert.
Praxisbeispiele
Ein Anwendungsbeispiel stellt das Wohnprojekt Wien am Bednarpark dar.
Weitere Infos auf der Website soziokratie.at.